Das Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z als EU-Branchenvertreter

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Das Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z als EU-Branchenvertreter

Ein Gastkommentar und  Plädoyer von Mittelstandshero Sepp Eisenriegler

Ich beginne mit dem von mir gegründeten und geführten Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z. in Wien 14., welches die praktische Basis all meiner Umwelt-orientierten und unternehmerischen Aktivitäten darstellt: Das Besondere am R.U.S.Z war immer schon – und ist es heute umso mehr – die Verknüpfung ökologischer mit arbeitsmarktpolitischen Notwendigkeiten. Wir waren von Beginn an ein nachhaltiger Betrieb, haben für die personalintensive Nutzungsdauer-Verlängerung, insbesondere Reparatur von Elektrogeräten gesorgt und schon vor knapp 20 Jahren die Produktion von guten Second-Life-Geräten aufgenommen. Ein lang vorbereitetes und gut lobbyiertes Konzept, das den Ressourcen-Verbrauch vom Wirtschaftswachstum entkoppelt, ist die Circular Economy (Kreislauf-Wirtschaft), zu deren Umsetzung das R.U.S.Z eine bedeutende Rolle auf der EU-Ebene spielt. Wir haben somit die Rolle eines Branchenvertreters für unabhängige Reparaturwerkstätten in der gesamten EU übernommen.

Fairness für Schaffung von gesellschaftlichem Mehrwert
Wir treten dafür ein, dass unsere personalintensiven Dienstleistungen, die einen gesellschaftlichen Mehrwert mit sich bringen, gegenüber dem zunehmenden Verkauf von Wegwerfgeräten faire Bedingungen seitens der EU-Ordnungspolitik erhalten. In manchen Fällen ist es billiger, sich ein neues Gerät zu kaufen als das in Gebrauch befindliche reparieren zu lassen. Tatsächlich ist es so, dass die Preise für Neugeräte weder die ökologische noch die soziale Wahrheit sprechen.Es kann doch nicht sein, dass profitorientierte, internationale Konsortien in den Ländern des Südens Rohstoffe ausbeuten, die dann unter nochmaliger Ausbeutung von Arbeitskräften in den Schwellenländern zu Produkten verarbeiten werden, die wir im Norden billig kaufen, entsprechend wenig wertschätzen und schnell wieder wegschmeißen. Wenn man diese externalisierten Kosten in den Produktpreis einrechnen würde, wären seriöse Reparaturdienstleistungen im Verhältnis günstiger. Derzeit ist es so, dass die Lohnnebenkosten Reparaturdienstleistungen teuer machen. Ein Servicetechniker des R.U.S.Z, der 1.800 Euro netto verdient, kostet dem Unternehmen tatsächlich 3.500 Euro. Dazu kommt, dass immer mehr mineralische und metallische Rohstoffe auf Kosten kommender Generationen verschwendet werden, um immer kurzlebigere Elektro- und Elektronikgeräte in den Markt zu drücken.

In unserem Wachstum-getriebenen Wirtschaftssystem haben Produktionsunternehmen auf gesättigten Märkten ein Problem. Wie soll die Managerin oder der Manager eines internationalen Waschmaschinenherstellers seinen vertraglichen Verpflichtungen nachkommen, die Umsätze/Profite in drei Jahren um 15 Prozent zu steigern, wenn jeder Haushalt bereits über eine Waschmaschine verfügt? Eine Möglichkeit ist, die Produktnutzungsdauer zu verkürzen. Unsere Waschmaschinen- und Staubsauger-Tests nach der österreichischen Norm zur Feststellung von Langlebigkeit und Reparatur-freundlichem Design haben ergeben, dass die derzeit am Markt befindlichen Produkte schlechter sind als ihre eigenen Vorgängermodelle.

Einzige Chance Kreislauf-Wirtschaft
Die einzige Chance für eine Trendumkehr besteht in der tatkräftigen Unterstützung des systemischen Wandels von der linearen Wirtschaft („Take-Make-Dispose“) zur Circular Economy (Rohstoffe im Kreislauf führen). Die EU-Kommission hat einen ambitionierten Aktionsplan vorgelegt, der durch Stellungnahmen von wesentlichen Interessensgruppen wie EU-Parlament, europäischem Wirtschafts- und Sozialausschuss und diversen Umwelt-NGOs, noch verbessert wird. Vor Kurzem wurden die Schlussfolgerungen des EU-Rats der Regierungschefs zur Ressourcen-Effizienz und Kreislaufwirtschaft veröffentlicht, die mich optimistisch stimmen, dass wir 2020 die ersten spürbaren Effekte am Markt wahrnehmen werden und zwar eine Trendumkehr weg von “Wegwerf”-Produkten hin zu langlebigen, Reparatur-freundlich konstruierten, wiederverwendbaren Produkten.

Die wichtigsten Maßnahmen:
* Faire Preise für Neuprodukte (Besteuerung von Ressourcenverbrauch und Entlastung menschlicher Arbeit)
* Langlebige, reparaturfreundlich konstruierte Produkte, Reparieren als Mainstream und Schaffung von weiteren Nutzungszyklen (Vorbereitung zur Wiederverwendung)
* Ermächtigung zur Selbstreparatur und Unterstützung von Reparaturinitiativen (Maker Szene)
* Bewusstseinsbildung gegen psychologische Obsoleszenz, die die Wiedererlangung der Mündigkeit von Konsumentinnen und Konsumenten zum Ziel hat
* Neue Konsummodelle nach dem Motto „Nutzen statt Kaufen“ (Product Service Systems), „geteilte Nutzung“ (Sharing Economy) und Open Source-Ökonomie (Transition Towns).

Meine Forderung an die Politik:
Wir brauchen nicht nur eine „Maschinensteuer“, sondern eine umfassende ökosoziale Steuerreform. Bis zum Inkrafttreten derselben könnte rasch die Reduktion der Mehrwertsteuer für personalintensive Reparaturdienstleister und Second-Life-Produkte durchgesetzt werden. Weiters fordere ich:
* Zurückdrängen des Einflusses konservativer Industrielobbyisten in den spezifischen Gremien (zum Beispiel in der Joint-Working-Group 10 der europäischen Normungsorganisation CEN-CENELEC „Energy-related products – Material Efficiency Aspects for Ecodesign“)
* Verhindern monopolistischer Tendenzen von Herstellern im Hinblick auf die Reparatur ihrer Produkte. Wenn Hersteller unabhängigen Reparaturwerkstätten keinen Zugang zu ihrer Gerätesoftware erlauben, wird die Reparatur für Konsumentinnen und Konsumenten teurer. So wie bei den unabhängigen Autoreparaturwerkstätten muss es einen (Gratis-) Zugang zur Gerätesoftware bei Elektrogeräten geben.
* Verpflichtende Angabe der Produktnutzungsdauer auf dem Energieeffizienzlabel in Jahren, Betriebsstunden oder Waschzyklen. Die Angabe kann auch null sein. Jedenfalls können Konsumentinnen und Konsumenten so beim Kauf entscheiden, ob sie langlebige Produkte Wegwerfprodukten vorziehen wollen.
* Verpflichtende Garantie statt Gewährleistung mit Beweislastumkehr. Hersteller von langlebigen, reparaturfreundlich konstruierten Produkten können es sich leisten, mehrere Jahre eine Vollgarantie anzubieten und gewinnen mit der verpflichtenden Garantie Marktanteile gegenüber den Produzenten von Wegwerfprodukten, die wiederum einen Anreiz erhalten ihre Produkte zu verbessern.

Sepp Eisenriegler MAS, MBA
Geschäftsführer des Reparatur- und Service-Zentrums R.U.S.Z
sepp.eisenriegler@rusz.at, www.rusz.at, www.facebook.com/rusz.at