Wir bringen angesichts der heftigen Kritik an der kommenden Gehaltserhöhung für Wirtschaftskammer-Angestellte unten diesen Bericht „Wie viel verdienen Kammer-Beschäftigte?“ der Vereinigung AGENDA AUSTRIA (AA), die mit einer Grafik transparent macht, welche Beschäftigten-Gruppen überhaupt in Österreich bezüglich Gehälterhöhe die Nase vorne haben. Es sind dies die in Kammern und Ämtern Beschäftigten. Danke an den AA-Herausgeber Dr. Franz Schellhorn (Foto Markus Rössle) und das Autorenteam der AA.
Kommentar dazu von Wolfgang Lusak:
„Wenn bei uns in Österreich die Mitarbeiter der Wirtschaftskammer, die Beamten und die Mitarbeiter der Arbeiterkammer gehaltsmäßig VOR den in privaten Betrieben Beschäftigten liegen, dann zeigt das eine weitere Facette des unverständlichen Ungleichgewichts in Österreich. Weil ja in der Privatwirtschaft die für uns alle notwendige Wertschöpfung, Investition und Innovation stattfindet. Weil die Menschen in Kammern und öffentlicher Verwaltung keine Unternehmen betreiben, keine Produkte und Exporte schaffen, sondern dafür Service anbieten sollten, dass die Wirtschaft und die Arbeitenden, also Arbeitgeber und -nehmer, insbesondere der unternehmerische Mittelstand und die angestellte Mittelschicht leichter von Ihrer Arbeit leben können. Das geht aber nicht
a) weil sie vom eigenen Staat bei der Suche nach Personal konkurrenziert werden,
b) weil der Staat vor allem die Vollzeit-Arbeitenden und KMU so hoch besteuert, dass diesen für Investment und Basis-Leben zu wenig bleibt,
c) weil sie unter der vom Staat produzierten Bürokratie und Umverteilung leiden und noch dazu verhältnismäßig mehr Steuern zahlen als Konzerne,
d) weil die Mitglieder nicht mehr länger hinnehmen wollen, dass die Mitarbeiter der Kammer (und der Verwaltung), die sie vertritt und die sie mit Mitgliedsbeiträgen und Steuern bezahlen, im Schnitt mehr verdienen als die Mitarbeiter der Privatwirtschaft
Während die in Kammern und Ämtern Beschäftigten nicht nur relativ sicherere Jobs haben, sondern auch noch mehr Gehalt und Pension beziehen. Das zeigt ganz klar, dass wir auf dem Weg zur international nicht mehr wettbewerbsfähigen Staatswirtschaft sind. Auf dem Weg von einer Demokratie hin zu einer plutokratischen und bürokratischen Schein-Demokratie, die ich als Schachfigurengesellschaft bezeichne.
Diese Diskussion wird auch die Sozialpartnerschaft und die Arbeiterkammer betreffen, weil auch dort angesichts der vielfachen Krisen die Frage nach deren Leistungsfähigkeit gestellt werden wird. Weil auch dort geklärt werden muss, wie die Zukunft von Beschäftigten und Arbeitenden aussieht, wenn Österreichs Wirtschaft und Betriebe durch hausgemachte Wettbewerbsschwäche und Ablöse der menschlichen Arbeit durch KI und Robotik drohen.
Und wenn diese WK-Beschäftigten-Gruppe also neben anderen Vorteilen durchschnittlich bereits (also vor der beabsichtigten Erhöhung) mehr verdienen als die meisten anderen Beschäftigten: WIESO SOLLEN DANN DEREN GEHÄLTER NOCHMALS ERHÖHT WERDEN? UND NOCH DAZU UM MEHR ALS DIE INFLATION? WIESO SPRICHT MAN DANN IN DER WK VON „KOMMUNIKATIONS-FEHLERN“ UND NICHT ÜBER DAS RICHTIGE AUGENMASS FÜR GEHALTSERHÖHUNGEN?“
Der Zeitpunkt ist gekommen, sich seitens der Kammern sehr rasch den Kopf zu zerbrechen, WIE man der Wirtschaft (und dabei vor allem den KMU und der Mittelschicht) helfen kann, den drohenden Abstieg abzuwehren.
… jetzt zum Artikel der AGENDA AUSTRIA:
Wie viel verdienen Kammer-Beschäftigte?
Wo liegen Sie im Vergleich zu Privatangestellten und anderen Beschäftigten-Gruppen?
„Nach heftiger Kritik an der 4,2-Prozent-Gehaltserhöhung für Kammermitarbeiter ruderte die Kammerführung zurück: Die Erhöhung bleibt, aber sie kommt um sechs Monate später. Der Schaden ist nicht behoben, sondern nur verschoben. Das wird den vielen Unternehmern nicht gefallen, die diese Lohnerhöhungen bezahlen müssen, obwohl sie angesichts der hartnäckigen Krise nicht wissen, wie sie die explodierenden Arbeitskosten im eigenen Betrieb stemmen sollen.
Wundern werden sich auch die Metallarbeiter, die angesichts der Krise Reallohnverluste akzeptieren. Die Kammer hingegen kennt keine Krise, sie darf mit Einnahmen in der Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro rechnen, die Rücklagen belaufen sich auf über zwei Milliarden Euro. Die Zwangsbeiträge machen es möglich. In der Gehaltstabelle liegen die Beschäftigten der Wirtschaftskammer Österreich wenig überraschend an der Spitze, dicht gefolgt von deren Kollegen in der Arbeiterkammer Wien und dem Öffentlichen Dienst, wie eine Grafik der Agenda Austria zeigt.
So verdient ein Vollzeit-Mitarbeiter in der Wirtschaftskammer fast 90.000 brutto im Jahr und damit noch etwas mehr als in der Arbeiterkammer Wien. Doch auch dort wird nicht geknausert. Gut 14 Prozent liegt man dort über dem durchschnittlichen Angestellten und hat damit einen fast doppelt so hohen Verdienst wie ein Arbeiter.“
Agenda Austria – Vereinigung für wissenschaftlichen Dialog und gesellschaftliche Erneuerung
Türkenstraße 25, Stiege 1, 3. Stock, Top 9-10, 1090 Wien; Telefon: +43-1-361 99 61-0
E-Mail: office@agenda-austria.at, www.agenda-austria.at

Josef Urschitz kommentiert dies am 11.11.25 in DIE PRESSE / ECONOMIST-Insider so:
“ …. im Grunde zeigt diese Pyramide das ganze Dilemma in dieser gerade auf einer schiefen Ebene nach unten rutschenden Republik: Der produzierende Sektor befindet sich auf dem Rückzug, jene, die das dort erwirtschaftete Geld verwalten, schwimmen obenauf und sichern sich immer größere Anteile am Kuchen. Man sieht das ja recht eindrucksvoll an der unglaublichen Staatsausgabenquote von mehr als 56 Prozent. Die ist ein wesentlicher Grund für die heimische Reformstarre und Wirtschaftsmisere: Staat und Kammern erdrücken Innovation und Unternehmertum. Keine gute Entwicklung für ein Land, das seinen Wohlstand einer sozial abgemilderten Form des Kapitalismus, nämlich der sozialen Marktwirtschaft, verdankt.“