1000 Hebel in Bewegung setzen

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1000 Hebel in Bewegung setzen

Kommentar von Wolfgang Lusak über die selbst verursachte Nicht-Solidarität der Mittelständler, den von manchen Konzernen und links- wie rechtspopulistischen Parteien erzeugten Mechanismus zur Mittelstands-Zerstörung und einige handfeste Lösungsansätze für die Zukunft:

Der Mittelstand: 1000 Hebel in Bewegung setzen.

Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit dem unternehmerischen Mittelstand, der ihm eng verwandten Wertegemeinschaft Mittelstand und somit all denjenigen, welche in die Gesellschaft als ehrliche Steuerzahler oder „Nettozahler“, weit blickende Innovatoren und Investoren sowie faire Arbeitgeber mehr einbringen, als sie dafür erhalten. Immer öfter frage ich mich, warum dieser Mittelstand nicht energischer gegen seine offensichtliche Benachteiligung und Missachtung auftritt. Und bin auf drei Ursachen beim Mittelstand selbst und ein paar Lösungsansätze gestoßen.

Aus der Beobachtung der Medien, vielen Gesprächen mit Unternehmern und Unternehmerinnen und nach Auswertung von bisher 8 Wellen der von Lobby der Mitte beauftragten Gallup-Umfragen unter Bevölkerung und Mittelständlern gibt es – obwohl die türkis-blaue Regierung bereits einige positive Maßnahmen in Bewegung gesetzt hat – noch immer vier deutliche Benachteiligungen des Mittelstandes gegenüber Konzernen und „Netto-Empfängern“. Nämlich zu hohe Belastung durch Bürokratie, Steuer-Ungerechtigkeit gegenüber steuerschonend agierenden Konzernen, eingeschränkten Zugang zu Kapital und zu geeignetem Personal. Missachtung erlebt der Mittelstand durch mediale und politische Bevorzugung der „Working Poor“ und „Ärmsten der Armen“ einerseits und der „Super-Reichen“ und Multis andererseits. Während seine Leistungen und sein Steuergeld in diese beiden Bereiche umverteilt werden, fokussiert sich der Journalismus auf Glamour und Elend – ganz ohne darauf zu achten, dass ein starker Mittelstand sowohl übermäßigen Reichtum als auch harte Armut verhindern würde. Wohl auch weil viele Arme den links- wie rechtspopulistischen Parteien als Wählerstimmen gerade recht kommen und den Konzernen billige Arbeitskräfte und Massenware-Konsumenten willkommen sind.

Der negative Mechanismus wäre somit durchschaut. Warum ändert sich dennoch nichts? Drei Ursachen hat sich der Mittelstand selbst zuzuschreiben:

  1. Mangelnde Solidarität: Es gibt „ausgewachsene“, starke und hoch einträgliche Mittelstandsbetriebe, denen es so gut geht, dass sie die Belastungen und Nachteile leichter kompensieren können und lieber in neue Märkte als in Engagement für den Mittelstand investieren.
  2. Bequeme Gleichgültigkeit: Es gibt halbwegs gut gehende Firmen, die zwar die Benachteiligungen schmerzlich spüren, aber sich – auch weil sie einigermaßen gut in bestehende Netzwerk eingebunden sind – nicht aufzumucken getrauen, also aus Bequemlichkeit und Trägheit lieber klein bei geben, als sich zu engagieren. Zusätzlich desillusioniert werden sie dabei von kurzsichtigen Politikern, die glauben, dass sich ½ Mio EPU und KMU „sowieso“ politisch nicht durchsetzen könnten.
  3. Absolute Ohnmacht: Das sind Unternehmen, die täglich so hart ums Überleben kämpfen, dass sie nicht einmal daran denken können, was anderes zu tun als das Dringende vor dem Wichtigen zu tun. Sie stehen mit einem Fuß im Ruin und dem anderen in der Illegalität. Da gehören auch die naiven Erfinder und Startups dazu, welche auf einen reichen Partner hoffen und von denen es die wenigsten zum echten Durchbruch schaffen.

Die ganze Welt braucht einen starken Mittelstand genauso wie eine intakte Umwelt.
Worauf alle drei Gruppen leider oft vergessen: Ohne Kooperation geht gar nichts, ohne faire Bedingungen haben sie kaum Chancen und ohne Mittelstand können auch die Konzerne und die westlichen Staaten nicht überleben. Weil Konzerne den Mittelstand als für sie notwendige Lieferanten und Kunden brauchen, weil Staaten ihn als Arbeitgeber, Innovatoren, Steuerzahler und Standort-Sicherer brauchen. Die ganze Welt braucht einen starken Mittelstand genauso wie eine intakte Umwelt. Nur weil der nächste Quartalsbericht und die nächste Wahl ansteht, handeln aber Manager und Politiker kurzsichtig, Mittelstands-missachtend und letztlich alles zerstörend.

Was der Mittelstand noch vergisst: Er hat mehr Anhänger als er glaubt. In Österreich hat er 1,5 Mio Mitarbeiter, die sich – vor allem in fairen Familienbetrieben – eher mit dem Arbeitgeber als mit der Gewerkschaft solidarisieren. Und als Gemeinschaft der Werte Leistung, Eigentum, Nachhaltigkeit und Fairness verfügt er über 1/3 des Wähler-Potentials. Die Parteien schöpfen ihr Mittelstands-Wähler-Potential nicht aus, weil rund 30% der Österreicher in keiner der bestehenden Nationalrats-Parteien eine Mittelstands-Partei sehen oder keine Antwort darauf haben, wer eine solche sein sollte. Der Mittelstand wünscht sich laut Umfragen ganz klar mehr Sichtbarkeit und Durchsetzungskraft. Dafür könnte er eine sehr starke und dennoch faire Lobby bilden. Er könnte tausend Hebel in Bewegung setzen.

Hintergrund: Zu den Charts der repräsentativen Lobby der Mitte-Gallup-„Mittelstands-Barometer“-Umfrage: https://www.lobbydermitte.at/wp-content/uploads/2018/10/MSt-Barometer_GallupOnline_201822806_PPT_LdM_PK11.10.18.pdf

Mag. Wolfgang Lusak ist Unternehmensberater, Lobby-Coach und Mittelstands-Aktivist. www.lusak.at (Lusak Consulting) bzw. www.lobbydermitte.at (Lobby der Mitte)

 

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