Zu lieben und zu leben – dank Corona

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Aktueller Kommentar von Wolfgang Lusak zur Corona-Krise

Zu lieben und zu leben – dank Corona.

Als ich heute für nächste Woche am Telefon ein paar Termine mit mir sehr lieben Menschen abgesagt habe, sind meine Augen feucht geworden. Einander nicht sehen und sprechen zu können oder dürfen macht traurig. Und ein zweites Mal habe ich mit Tränen gerungen, nämlich als alle Nationalrats-Parteien den Plänen der Bundesregierung zur Verschärfung der Vorkehrung-Maßnahmen zugestimmt haben – nach all dem jahrzehntelangen, fürchterlichen parlamentarischen Hickhack und Gezerre war ich zutiefst berührt, dass es in großer Bedrängnis doch noch einen politischen Zusammenhalt in Österreich gibt.

Furcht und doch auch Euphorie
In den letzten Tagen in denen die wachsende Anzahl der Infizierten immer bedrohlichere Ausmaße erreichte, in denen sich die Arbeit in vielen Berufen schaumgebremst bis abgebrochen darstellte wurde die persönliche Bewegungs-Freiheit durch sich leerende, bald schließende Lokale, Reise- und Veranstaltungs-Absagen und auch durch zunehmende Furcht vor Ansteckung immer mehr eingeengt. Da konnte ich im Prozess des sich Einfügens auch einige besonders freudige, befreiende, fast euphorische Momente erleben:

Es war dieses Gefühl einer angenehmen Verlangsamung, einer Entlastung, eines Aufwachens aus einem gehetzten Traum, ja einer entstehenden inneren Zuversicht, jetzt bald Zeit für Dinge zu haben, die man immer schon machen wollte. Ein Bild malen, langsam durch den Wald gehen, zu Hause aufzuräumen, zu spielen. Oder auch eine ganz große Innovation wirklich anzugehen. Eine Nachbarin erzählte mir, dass sie sich noch rasch Farbe gekauft hat um endlich ein Zimmer selbst auszumalen. Andere freuen sich auf die Möglichkeit mehr Zeit fürs Kochen zu haben und das Essen in Ruhe zu genießen. Zeit zum Nachdenken, zum Meditieren, vielleicht auch zum für andere Beten? Mein Gott, vielleicht ist für viele jetzt die Möglichkeit gekommen einmal das Wichtige VOR dem Dringenden zu tun. Das wirklich Wichtige vor dem nur scheinbar Dringenden. Zu lieben und zu leben.

Ich vergesse nicht diejenigen, die bei Gesundheitsberufen, Grund-Versorgung, Polizei, Verwaltung etc. nun ganz besonders gefordert sind und auch mit Einsatz Ihrer Gesundheit für das Funktionieren unseres Staates sorgen. Sie müssen weiterhin das Dringende, ja Notwendige tun. Herzlichen Dank dafür.

Corona auf den Grund gehen
Meinem Interesse für Namen, Sprache und ursprünglichem Sinn folgend habe ich mich auch gefragt: Was will uns Corona sagen? Was kann ich aus Corona lernen? Vordergründig haben medizinische Forscher den Virus in der Form irgendwie „Kronen-artig“ empfunden, so wurde er Corona – das lateinische Wort für Krone – genannt. Ursprünglich war die Corona auch der Kranz des Siegers bzw. die Bekränzung mit Blumen eines zu Ehrenden. Eine Hoffnung auf den baldigen Erfolg bei der Suche nach einem geeigneten Medikament? Corona wurde auch lange Zeit der Kreis von Zuhörern in einer Versammlung genannt. Daraus könnten wir die Hoffnung ableiten, dass wir einander wieder richtig zuhören sollten, statt einander nur mehr mit pointierten Spitzen, satirischem Spott oder offenem Hass zu begegnen. Demokratie statt Spaltung, mittelständische Werte statt linker oder rechter Ideologie ist gefragt.

Es liegt an uns
Heisst es nicht, dass in jeder Krise eine Chance besteht? Dass Krankheit ein Weg zu neuem Bewusstsein ist und zu einer Veränderung in unserem Verhalten führen kann, was wiederum zur Heilung führte? Wir sollten erkennen, dass wir viel falsch gemacht haben auf dieser Welt und auch verantwortlich dafür sind, dass sich so ein Virus so rasch ausbreiten kann. Dass unsere Lieferketten versagen, wenn wir bestimmte Produkte aus kapitalistischen Gründen nur an einem Ort der Welt erzeugen können. Deshalb müssen wir jetzt nicht alles an Fortschritt und Globalisierung über Bord werfen. Aber wir sollten ganz klar erkennen, dass wir in Zukunft viel mehr für eine funktionierende Nahversorgung und den Ausbau smarter und grüner Regionen tun müssen. Weil wir dort verlässlich Wasser, Lebensmittel, Energie, Medizin und Rohstoffe beziehen können. Das würde auch im Kampf gegen den Klimawandel – das langfristig viel größere Problem der Menschheit – was bringen. Was schon mit den positiven Effekten des aktuellen Zusammenbruchs von Verkehrs- und Handels-Routen auf die Luftqualität und den CO2-Ausstoß bewiesen ist.

Das oder der Virus war nicht Gottes Strafe, sondern wir selbst sind dabei uns zu verderben. Wenn wir Corona und auch die Klimaerwärmung als das sehen, was sie sind, eine Krankheit aus der wir lernen können, das Ergebnis unserer maßlosen Ausbeutung dieser Welt, das Resultat einer unfassbaren Gier. Wenn wir daraus die Konsequezen ziehen und unser Gesellschafts- und Wirtschaftssystem endlich wirklich nachhaltig, also ökosozial, vorsorglich aber zugleich liberal gestalten, dann können und sollten wir sagen: Danke, Corona!

Wolfgang Lusak

Mag. Wolfgang Lusak ist Unternehmensberater, Lobby-Coach und Mittelstands-Interessenvertreter. www.lusak.at (Lusak Consulting) bzw. www.lobbydermitte.at (Lobby der Mitte) 

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