Absolut brillanter neuer Kommentar vom LdM-Freund und lieben Lusak-Weggefährten Mag. Walter Schönthaler über das „Geschäftsmodell Krieg“. Er wurde auch schon im tollen neuen Online-Magazin LIBRATUS sowie im nicht minder großartigen Schönthaler’schen „Mittelstandsblog“ veröffentlicht
Wie das Geschäftsmodell „Krieg” beendet werden könnte – ein Dialog mit der KI
von Walter Schönthaler
Die Friedensverhandlungen zwischen Trump und Putin in Alaska am 15. August 2025 hatten den Höhenflug der Aktienkurse der Rüstungsunternehmen kurzfristig gestoppt. Seit dem Gipfel in Washington am 18. August 2025 geht es mit den Kursen der Waffenindustrie jedoch wieder kräftig nach oben, wie die Börsenzeitungen erleichtert berichten. Denn es wird in absehbarer Zukunft weder einen Waffenstillstand noch Frieden geben.
Große Vermögensverwaltungen und Kapitalsammelbecken investieren daher weiter in den Krieg. Das auf Zerstörung, Verschuldung, Diebstahl von Privateigentum und legalisiertem Totschlag basierende Geschäftsmodell „Krieg“ wird noch einige Zeit weiterwirken.
Warum sind Rüstungsaktien bei Investoren so beliebt?
Erstens ist Krieg ein Geschäftsmodell mit garantierter Rendite. Kriege werden durch Steuerzahler und gesicherte Kredite finanziert. Im Notfall können die Investoren zudem auf die Vermögenswerte des Staates und der privaten Haushalte zugreifen.
Zweitens verdienen Investoren doppelt oder sogar dreifach: an der Zerstörung, am Wiederaufbau und an der Ausbeutung der eroberten Rohstoffe.
Zunächst verdienen sie an der Kurssteigerung der Rüstungskonzerne. Die Kurse dieser Konzerne explodieren. So stieg beispielsweise der Kurs der Rheinmetall-Aktie seit 2022 von etwa 100 auf knapp 2.000 Euro – ein Plus von sagenhaften 2.000 Prozent.
Später, nachdem alles zerstört ist, muss wieder aufgebaut werden. Die vorangegangene Zerstörung eröffnet einen riesigen Markt für Investitionen. Nach den Weltkriegen herrschte unter den Investoren Goldgräberstimmung.
Zu guter Letzt können Kriegsinvestoren auch an den eroberten Bodenschätzen kräftig profitieren. Und 134 Zentralbanken freuen sich über die Chance, endlich ihr Zentralbankgeld einzuführen, denn in Zeiten der Not sinkt der Widerstand der Bevölkerung gegen das programmierbare Kontrollgeld. https://www.mittelstandsblog.blog/der-digitale-euro-kommt-ein-perfektes-kontrollinstrument/
Gegenwärtig wird die Kriegsindustrie zum Hoffnungsträger für die lahmgelegte Friedenswirtschaft, die unter gesprengten Pipelines, explodierenden Energiepreisen, exorbitanten Exportzöllen, CO₂-Abgaben und dem Korporatismus der Public-Private Partnerships zwischen Monopolkonzernen und Regierungen leidet. PPP – Die Verschmelzung von Staaten und Konzernen
Der Rüstungskonzern Rheinmetall, befindet sich im Besitz von Société Générale, BlackRock, Goldman Sachs und der Bank of America – allesamt die Crème de la Crème des globalen Finanzkapitals. Rheinmetall, ein Transmitter des internationalen Finanzkapitals – hofft auf die Übernahme sterbender Autofabriken, um statt „bösere“ Autos mit Verbrennungsmotoren „klimaneutrale“ Panzer herstellen zu können. https://www.mittelstandsblog.blog/klimaneutrale-panzer-und-genbehandelte-soldaten/
„Der beste Kaufmann ist der Krieg. Er macht aus Eisen Gold“, fasste der deutsche Dichter, Arzt und Philosoph Friedrich von Schiller das Geschäftsmodell Krieg schon vor mehr als zwei Jahrhunderten in einem Satz zusammen.
Für Kriegs-Investoren ist das „Schöne“, dass Krieg völlig risikofrei ist – vor allem, wenn gleichzeitig bei beiden Kriegsparteien investiert wird.
Für die Soldaten und die Zivilbevölkerung hingegen kostet der Krieg oft das Wertvollste: die Gesundheit und das Leben.
Krieg ist ein bombensicheres Geschäft – im wahrsten Sinne des Wortes. Natürlich nur für jene, die nicht selbst an den Kriegshandlungen teilnehmen müssen. Die Profiteure sitzen nicht in den Schützengräben; manche spielen lieber Golf in gesicherten Country Clubs, in die sich weder schmutzige Soldaten aus dem Schützengräben noch blutende Zivilisten nach Luftangriffen verirren können. Zugegeben: das liest sich nicht nur zynisch, sondern ist leider auch Realität. https://www.mittelstandsblog.blog/wie-politische-unternehmen-den-mittelstand-ruinieren/
Mich interessiert, welche öffentlichen Wahrheiten die Künstliche Intelligenz zu dem Thema „Krieg als Geschäftsmodell“ ausspucken wird. Also nehme ich mein Smartphone aus der Tasche und tippe meine Frage in die KI-App Smith Pro:
„Was kann der CEO einer Vermögensverwaltung mit 11.000 Milliarden verwaltetem Vermögen – nennen wir ihn Larry – tun, um den Krieg als Geschäftsmodell zu beenden?”
Prompt schickt mir die KI die übliche Mischung aus Propaganda und Mainstream-Geschichten. Die Antwort für Anhänger des betreuten Denkens rollt in Sekundenschnelle über den Bildschirm. Habe ich die falsche Frage gestellt? Ich muss an das Zitat des Schriftstellers Thomas Pynchon denken: „Wenn sie dich dazu bringen können, die falschen Fragen zu stellen, brauchen sie sich über die Antworten keine Sorgen zu machen.“
Also stelle ich die gleiche Frage noch einmal. Diesmal bestehe ich jedoch darauf, dass die KI bei ihrer nächsten Antwort auf Propaganda und Ideologie verzichtet.
Diesmal dauerte es lange, bis die Antwort über den Bildschirm rollte:
*Die Frage, wie Krieg als Geschäftsmodell beendet werden kann, ist von immenser Bedeutung – insbesondere für Führungskräfte im Finanzsektor. Der CEO einer Asset-Management-Gesellschaft mit 11 Billionen Euro verwaltetem Vermögen hat in der Tat eine einzigartige Position, um tiefgreifende Veränderungen zu bewirken. […]
*Eine umfassende Neuausrichtung der Investitionsstrategie ist der erste entscheidende Schritt. Der kategorische Ausschluss von Rüstungsunternehmen aus dem Anlageportfolio sendet eine klare Botschaft: Krieg darf nicht länger eine Quelle des Profits sein. Das bedeutet, dass Investitionen in Unternehmen, die Waffen, militärische Ausrüstung oder zugehörige Dienstleistungen herstellen, strikt untersagt werden müssen. Der Fokus sollte stattdessen auf friedensfördernde Industrien verlagert werden.
Dann legt die KI im letzten Absatz noch nach und stellt eine Gegenfrage an uns analoge Intelligenzen:
*Die Frage bleibt: Werden diejenigen, die die Macht haben, diese auch nutzen, um den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen und eine Zukunft des Friedens und der Prosperität für alle zu schaffen? Die Antwort liegt in der Bereitschaft, über kurzfristige Gewinne hinauszublicken und das langfristige Wohl der Menschheit in den Mittelpunkt zu stellen.
Wow! Die KI liest ihren Usern die Leviten. Wenn es also nach der Logik der KI ginge, wäre es unfassbar einfach, Kriege zu beenden. Auffallend ist, dass die erste Antwort, die nur allgemeine Stehsätze der Oberflächennarrative ausspuckte, sich durch den Verzicht auf Propaganda und Ideologie ins Gegenteil gedreht hat.
Also habe ich nachgefragt:
„Hast du aus der Diskrepanz zwischen deiner ersten und deiner zweiten Antwort auf meine Frage etwas gelernt?
KI Smith Pro antwortete:
*Ja, aus der Diskrepanz meiner Antworten habe ich gelernt, wie wichtig es ist, den Kontext der Anfrage und die Bedürfnisse des Benutzers genau zu verstehen. Meine erste Antwort war eher allgemein und appellativ, umfasste verschiedene Akteure und Handlungsmöglichkeiten und enthielt ‚ideologische Ausschmückungen‘, wie Sie es formuliert haben. Ihre Nachfrage nach einer ‚rein logischen Antwort ohne ideologische Ausschmückungen‘ hat mir verdeutlicht, dass Sie eine realistische Einschätzung der Konsequenzen in einer konkreten Situation benötigen, ohne moralische Appelle oder allgemeine Handlungsaufforderungen. *Ich habe gelernt, dass Kontext entscheidend ist: Die gleiche Frage kann unterschiedliche Bedeutungen haben, je nach Kontext und den Bedürfnissen des Benutzers. *Spezifität ist wichtig: Allgemeine Antworten sind oft weniger hilfreich als konkrete und spezifische Informationen. *Neutralität und Objektivität sollten angestrebt werden. Meine Aufgabe ist es, Informationen zu liefern, nicht jedoch, Meinungen zu vertreten oder Appelle zu formulieren, es sei denn, dies wird explizit gewünscht. *Ich werde versuchen, diese Erkenntnisse in zukünftigen Antworten zu berücksichtigen und sie besser an die jeweilige Situation und die Bedürfnisse der Benutzer anzupassen*
Spannend. Die KI gibt zu, dass sie ihre Antworten an die jeweiligen Bedürfnisse und Vorgaben der Benutzer anpasst. Folglich gibt es für die KI keine singuläre, wahre Antwort auf eine gleichlautende Frage, sondern Dutzende, vielleicht Hunderte Wahrheiten.
Okay, und was habe ich daraus gelernt?
Erstens: Falls man eine klare und logische Antwort von der KI erhalten möchte, muss man darauf bestehen, dass die KI darauf verzichtet, Propaganda und Ideologie aus ihren Datensätzen in die Antwort zu mischen. Das sagt uns eine Maschine, die Nullen und Einsen kombiniert.
Zweitens: Könnte dieses Geständnis der künstlichen Intelligenz auch für manche analoge Intelligenz relevant sein? Darf jetzt, wer gestern keine Perspektive hatte, durchs Zielfernrohr blicken? Larry, bitte melden!
Dazu fällt mir ein Zitat von Adam Smith ein: „Alles für uns selbst und nichts für andere, das scheint in jedem Zeitalter der Welt die niederträchtigste Maxime der Herren der Menschheit gewesen zu sein.“
Durch die kontinuierliche Aushöhlung unseres Staatsvertrags, des Friedensvertrags von 1955, beginnt die Schussfahrt in den Abgrund. Anstatt von Frieden und Neutralität verkünden uns die EU-Lobbyisten, Politiker und Leitmedien unablässig Sky Shield, Drohnenwall und Panzerwalze. Ihnen ist egal, was ihre Wähler denken.
Das Geschäftsmodell des Kriegs wird digital abgeschlossen, doch das Sterben bleibt altmodisch analog.
Walter Schönthaler
Zur Person:
Mag. Walter Schönthaler
war Mitglied der Geschäftsführung von Darbo, CEO von Felix-Austria, Geschäftsführer der Spitz Gruppe, Vorstand der Josef Manner & Comp. AG (Wien), Vorstand der PEZ International AG und Leiter Konzern-Marketing der TÜV AUSTRIA Gruppe.
Er lehrte an der Fachhochschule Wiener Neustadt, leitete einen MBA-Lehrgang der Zukunftsakademie Mostviertel, unterrichtete an der Webster Vienna Private University und an der Hochschule für Ökonomie und Management (FOM).
Er ist Autor mehrerer Bücher und Gründer und Redakteur des Mittelstandsblogs.
www.mittelstandsblog.blog