Der Mittelstand muss sich auf die Beine stellen – sonst geht alles den Bach runter

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Der Mittelstand muss sich auf die Beine stellen – sonst geht alles den Bach runter

Wer nur ein bisserl nachdenkt weiß, wie notwendig der Mittelstand für eine positive Entwicklung von Österreich und der EU ist. Leider haben in letzter Zeit die Vernachlässigung und Überbelastung der KMU mit ihren Chefs und Mitarbeitern weiter zugenommen. Neue Steuern, mehr Bürokratie, zu wenig Innovations-Förderung, verschleppte Staatsreformen, zunehmende Kriminalität und (Seufz!) auch die der Nahversorgung feindliche Registrierkassenpflicht lassen viele verzweifeln. Höchste Zeit, dass sich der Mittelstand als Lobby versteht und formiert:

7 Punkte, die zum Aufbau einer eigenen Lobbying-Struktur führen, welche den Mittelstand ermächtigt, sich selbst und letztlich auch Europa zu retten

1. Das Problem:

Der österreichische Mittelstand (EPU und KMU mit ihren Chefs, Mitarbeitern und Partnern) wird durch die Dominanz der zwei Groß-Lobbys
a) Kapitalistische Lobby der Global-Banken und Multi-Konzerne und
b) Sozialistische Lobby der sozial Schwachen immer schwächer.
Weil die einen in Wien und Brüssel mehr Know How und Geld für die Durchsetzung ihrer Interessen einsetzen und die anderen mehr Wählerstimmen als er bringen. Für den Mittelstand verschlechtern sich dabei permanent seine Rahmenbedingungen, konkret verliert er an Gestaltungsmöglichkeiten (durch Bürokratie), Verkaufschancen (Zugangs- und Steuervorteile der Großen), Kapital (Basel III, Zocken bringt Banken immer noch mehr) und Nachwuchspotential (verhinderte Bildungsreform). Dadurch verlieren wiederum Staat und Gesellschaft Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und Nachhaltigkeits-Leistungen. So kreativ, innovativ und mutig der Mittelstand auch ist, diese unfassbaren Benachteiligungen kann er auf die Dauer nicht egalisieren.

2. Der Beweis dafür:

In einer seit 2008 6 x durchgeführten, von Lusak Consulting beauftragten repräsentativen Mittelstands- und Lobbying-Barometer-Gallup-Umfrage wird klar festgestellt, dass Mittelstand/KMU Jahr für Jahr an Durchsetzungskraft in der Politik verlieren, in den letzten 4 Jahren insgesamt die Hälfte ihrer Kraft. Gleichzeitig sehen die Österreicher die Konzerne (zu 67%), die Finanzwirtschaft (zu 47%) am meisten aber ihre Regierung/Politiker (zu 74%) als „Profiteure und Sieger“ beim Lobbying. KMU (zu 22%) und Mittelstand (zu 15%) wird viel weniger „Lobbying-Nutzen“ zugebilligt. Die parallel durchgeführte Befragung von Führungskräften (unterstützt von ÖGV, WdF, etc.) verschärft diese Sichtweise noch. (ich werde im 2. Quartal 2016 die Ergebnisse der 7.Welle der Öffentlichkeit präsentieren)

3. Mittelstand hat aber Rückhalt in Bevölkerung:

Der Mittelstand hat dennoch – wohl aus der unmittelbaren Erfahrung der Menschen – ein exzellentes Image: Laut der gleichen Studien-Serie halten 38% der Österreicher die KMU für den vertrauenswürdigsten “Krisenretter” – weit vor Politik, Konzernen und Finanzwirtschaft. 80% der Führungskräfte schlossen sich dieser Meinung an. Viele andere Studie (z.B. die Edelmann-Studie über familiengeführte mitteleuropäische KMU) bestätigen diese Einschätzung

Auch wenn Lobbying generell negativ besetzt ist: 61% der Österreicher sowie 92% der Führungskräfte/Unternehmer sehen ganz klar das Lobbying für KMU positiv! 37% der Österreicher (Gallup Studie) und 81% der Führungskräfte und Unternehmer (lt. WdF, ÖGV) zählen sich zu einem Mittelstand der kleinen und mittelständischen Betriebe, die sich mit ihren Eigentümern, Managern und Mitarbeitern zu Leistung, Eigentum, fairem Wettbewerb und verantwortungsvollem Wirtschaften bekennen. Das sind ca. 3 Mio Menschen!

4. Die Hauptursache des Problems sind die 5 großen Lobbying-Blockaden des Mittelstands:

* Kaum Lobbying-Know How auf Unternehmer-, Kooperations- und Funktionärsebene (alle sind nur Netzwerker, sie docken zwar an vorhandene Lobbys – in denen andere das Sagen haben – an, aber sie können keine eigenen Lobbys aufbauen)
* Schwache Horizontal-Vernetzung: Zu wenig Verbindung zwischen den unterschiedlichen Berufen, Branchen, Fachorganisationen, Regionen und Bundesländern auf gleicher Augenhöhe.
* Zu wenig Vertikal-Durchlässigkeit: Wenn Parteilinien oder Einzelinteressen die von unten kommenden Lobbying-Bemühungen „abschmettern“
* Top-KMU zu wenig integriert; nur 6% der NR-Abgeordneten sind Mitarbeiter oder Chefs aus Gewerbe und Industrie; in der WKO-Führung fehlen erfolgreiche, engagierte Betriebe
* Vermischung von Business- und Gesetzes-Lobbying: Wenn man das auf individuelle oder Kleingruppen-Vorteile ausgerichtete Business-Lobbying vom Lobbying für Gesetze und Rahmenbedingungen nicht trennt entsteht ein heilloses Durcheinander an Zielen, Methoden und Interessen sowie letztlich die Unfähigkeit zum Lobbying-Erfolg.

Solange die die Mehrheit der KMU und ihrer kleinen Kooperationen sich nicht einmal im eigenen Geschäftsumfeld (bez. Aufträgen, Genehmigungen, Auflagen, Förderungen, Finanzierungen, Unterstützungen, etc.) durchsetzen können, solange werden sie auch nicht als Gesamt-Lobby eine Chance gegen Industrie, Finanzwirtschaft, Gewerkschaften, etc. haben. (Grafik BLOCKADEN)

5. Mittelständler stehen sich auch selbst im Weg:

Durch Sattheit (Schäfchen im Trockenen, es reicht bis zur Pension), Kurzsichtigkeit (geht uns eh noch gut), Feigheit (Anpassung an scheinbar schützendes System), Gewohnheit (glückliche Sklaven), Egoismus (kurzfristige Vorteile) und Sturheit (keine Lern- und Veränderungsbereitschaft) behindern sich viele Mittelständler selbst.

6. Die konkreten Bedürfnisse des Mittelstands:

* Bewusstsein für die tatsächliche Situation und die vielfältigen Chancen eines verbesserten Lobbyings
* Besseres individuelles Durchsetzungsvermögen
* Stärkere Mittelstands-Präsenz und –Durchsetzung in Parteien, Kammern und Gesetzgebungsorganen
* Verbesserungen der Rahmenbedingungen in den Bereichen Bürokratie (Verwaltungsreform), Ausbildung (Bildungsreform) und Entlastung von Steuern und Gebühren (Steuerreform); verbesserter Kapitalzugang für ihre Innovationen und Investitionen

7. Die Lösung des Problems:

Ermächtigung des Mittelstandes durch Durchbrechung der Lobbying-Blockaden mit

A. Mittelstands-Lobbying-Ausbildungs-Offensive mit Vorträgen, Seminaren, Workshops und Coachings für Führungskräfte und Funktionäre des Mittelstands
B. Integration der vom Mittelstand lebenden Großunternehmen aus Industrie, Handel, Verkehr und Finanzwirtschaft als Mentoren, Sponsoren und Partner
C. Aufbau einer starken horizontalen und vertikalen Mittelstands-Lobbying-Struktur in den Interessenvertretungen und Gesetzgebungsorganen beginnend in den Fachorganisationen, Clustern und Branchen bis hinauf zu den Spitzenorganen in Kammern, Parteien und Regierung
D. Vermehrte Förderung des Aufbaus von mittelständischen Kooperationen, Clustern, Angebotsgruppen, die sich letztlich auf gleicher Augenhöhe auch mit Großbetrieben vernetzen sollen. Grafik Zukunft des Mittelstands-Lobbyings

Wenn sich der Mittelstand wieder aufrichtet könnten ihm sogar Flügel wachsen! Nicht vergessen: Nur wenn’s dem Mittelstand gut geht, geht’s uns allen gut!

Wolfgang Lusak

Wer will kann für einen starken Mittelstand seine Stimme abgeben