So gelingt das Hochfahren

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Lusak Kommentar über die notwendigen nächsten Schritte der Regierung unter Berücksichtigung der bisher rund 50 Interviews mit Chefs und Chefinnen von Mittelstandsbetrieben, die in März und April 2020 bei uns zum Thema „Corona – wie schafft das der Mittelstand?“ eingetroffen sind

So gelingt das Hochfahren


Dem wachsenden Unmut in Bevölkerung und Wirtschaft kann nur mit einer nachhaltigen Strategie und ausgewogenen Kampagne begegnet werden.

Die aktuellen Meinungsumfragen belegen es, einerseits verflacht sich die Kurve der Zustimmung zur bisherigen Corona-Krisenarbeit der Regierung auf sehr hohem Niveau, andererseits wachsen Unmut und Ungeduld in Bezug auf das Hochfahren des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens. Vielleicht ist das auch irgendwie „undankbar“, aber den Menschen ist nach der Angst vor dem Seuchentod nun die die Sorge um ihre wirtschaftliche Existenz das Wichtigste.

Die rund 50 Interviews umfassende qualitative Umfrage unter Chefs und Chefinnen von Mittelstandsbetrieben (EPU, Startups, KMU, Familienbetriebe, Freiberufler) der Plattform “Lobby der Mitte” beleuchtet diese Entwicklung aus Sicht des Rückgrats der Wirtschaft: Auch hier ist das Verständnis für die Notwendigkeit der “Shut down”-Maßnahmen groß. Gleichzeitig zeigt sich in einer Mischung aus Sorge und auch Panik, ob a) die richtigen langfristigen strategischen Konsequenzen aus der Corona-Krise, der Weltwirtschaftskrise und der Klimakrise (die aktuelle Trockenheit ist nur eine von unzähligen Warnungen) gezogen werden und b) ob sie selbst – und dabei die besonders negativ betroffenen Teile des unternehmerischen Mittelstands wie Gastronomie, Hotellerie, Lebensmittel-Erzeugung, Kleinhandes, etc. – eine faire Chance bekommen, halbwegs unbeschadet aus der für sie extrem gefährlichen Situation wieder heraus zu kommen.

Das sagt der Mittelstand
Ich zitiere ein wenig aus diesen Interviews: Leo Hillinger/Weingut: “Das Wichtigste ist die finanzielle Unterstützung zur Aufrechterhaltung der österreichischen Wirtschaft. Daneben ist es notwendig Konsumentinnen und Konsumenten für den Kauf regionaler Produkte und Dienstleistungen zu sensibilisieren”. Michaela Reitteter/Hotel Stadthalle/ÖHV: „Jetzt den Betrieben das geben, was sie am dringendsten brauchen: Liquidität, schnell und unbürokratisch. Marco Fitz/Viterma: “Die Krise kommt noch oder hält lange an, je nachdem wie die Wirtschaft angekurbelt wird. Idealerweise findet man Lösungen, dass die Unternehmen so entschädigt werden, dass sie dort weiterarbeiten können, wo sie aufgehört haben, als die Krise begonnen hat”. Thomas Urbanek/Taurus: “Endlich wirklich unbürokratisch helfen! Auf Worte sollten auch Taten folgen!“. Lisa Dyk/Dyk-Mühle: “Österreichische KMUS unterstützen und nicht internationale Konzerne bevorzugen! Keine Umverteilung von Mittelstandsgeldern nach Oben und Unten! Tatsächlich Zugang zu Kapital für KMUs schaffen und es ermöglichen, dass wir unversteuerte Rücklagen bilden können.” Klaus Möller/Hirter Bier: “Wir müssen die Krise zum Ausgangspunkt für bewusstes nachhaltige Wirtschaften nutzen”. Friedrich Riess/Riess-Kelomat: “Mir geht es um eine fundamentale Lösung. Ohne verstärkten Eigenkapital-Aufbau im Mittelstand schaffen wir nicht die Wende zu einer mittelständischen und dadurch runden, fairen, regional verankerten und nachhaltigen Wirtschaft!”.  Johannes Gutmann/Sonnentor: “Von der Regierung wünsche ich mir klare Kommunikation und Maßnahmen, die in die Zukunft weisen”. Margarete Kriz-Zwittkovits/Immobilien: “Die “Rückholung” der Produktionsbetriebe nach Österreich und in benachbarte EU Länder ware ein ganz großes und wichtiges Ziel.” Andreas Weber/Tankstelle & Hotel-Koop: “Das langfristig Wichtigste wird sein, dass aus der Krise gelernt wird. Die Globalisierung und die Bevorzugung der Konzerne zu bremsen und Regionalität und Mittelstand gleichberechtigte Rahmenbedigungen zu ermöglichen”. Josef Zotter/Schokolade: “Da wäre den Unternehmen am meisten geholfen, wenn wir mehr Bürokratie wegbringen”. Harald Höpperger/Entsorgung: “Jetzt in dieser Krise braucht die Wirtschaft Soforthilfemaßnahmen und diese müssen schnellstmöglich greifen”.

Der geschürte Unmut
Neben diesem wie ich meine natürlichem Unmut der Wirtschaftstreibenden gibt es auch einen politisch geschürten Unmut. Die Gewerkschaften und Linkspopulisten machen sich wieder ans endlose Aufzeigen besonders betroffener sozialer Gruppen und Minderheiten, die von Härtefonds und bedingungslosem Grundeinkommen zu retten wären. Soziale NPOs, Berufsvertretungen, Vereine und Kulturschaffende verlangen Rettung, Unterstützung, Geld. Die parlamentarische Opposition wird – ihre Wählerzustimmungswerte schwinden sehend – zunehmend hektischer und aggressiver mit ihren vielfältigen Zurufen und Forderungen.

Die Hochfahr-Kampagne
Jetzt, sehr geehrter Bundeskanzler Kurz und sehr geehrter Vizekanzler Kogler könnte ihre ganz große Stunde kommen: Wenn Ihnen das Hochfahren des Sozial- und Wirtschaftslebens durch die Anwendung einer nachhaltigen Strategie und einer ausgewogenen Kampagne gelingt. Den einprägsamen Slogans wie “Schau auf Dich, schau auf mich, bleib zu Hause” müssten nun solche folgen, welche die verantwortungsvollen, kurz- wie langfristig notwendigen Prioritäten in Ihrem Handeln klar widerspiegeln. Erlauben Sie mir bitte Ihnen dazu ein paar inhaltliche Anregungen zu geben?

  • Stärkung der Nahversorgung mit ihren vitalen Produkten und Dienstleistungen
  • Erhöhung der inner-österreichischen Ressourcen-Autonomie durch “Smart & Green Regions”
  • Verstärkte Unterstützung (oder besser gesagt verringerte Benachteiligung) für integrative und innovative Mittelstandsbetriebe
  • Zusammenhalt durch rasche Hilfe dort, wo sie wirklich nötig ist
  • Vorrang für Stützung von Projekten und Innovationen, die in der Folge viel Wertschöpfung und Arbeitsplätze bringen.

Dann bekommen die zu Beginn der Krise oft gehörten Aussagen “Wir schaffen das”, “Das kriegen wir hin”, “Da haben wir schon ganz andere Dinge überstanden” wieder Sinn. Und aus Unmut wird wieder Mut.

Wolfgang Lusak

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Mag. Wolfgang Lusak

ist Unternehmensberater, Coach für nachhaltig orientierte Innovationsprojekte und Kooperationen sowie ehrenamtlicher Gründer und Betreiber der Mittelstands-Plattform Lobby der Mitte mit rund 1000 Follower und einem Netzwerk/Blog-Leser-Kreis von 100.000en Mittelstands-affinen Menschen  www.lusak.at www.lobbydermitte.at

 

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