Kocher: KMU im Fokus

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Seit Jahren veröffentlicht das Wirtschaftsministerium mit der wissenschaftlichen Unterstützung von „KMU Forschung Austria“ einen Bericht der manchmal auch „Mittelstandsbericht“ oder „KMU-Report“ genannt wurde. Am 27.6.22 wurde er (Stand März 2022) unter dem Titel „KMU im Fokus“ vom neuen Wirtschaftsminister Univ. Prof. Dr. Martin Kocher präsentiert. Lobby der Mitte wird sich mit dem Bericht beschäftigen und ihn kommentieren. Unser spontaner, allererster Kommentar findet sich am Ende dieser Presseaussendung des BMDW mit einem Gesprächsangebot an den Minister (Foto BMDW / Enzo Holey)

Zur Vorweg-Klärung: Im Bericht wird die Anzahl der KMU mit rund 360.000 Unternehmen angegeben. Wir von Lobby der Mitte sprechen immer von 700.000 mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmern, weil wir die Beteiligungen an KMU (es kommt oft vor, dass Ehepartner, Geschwister oder andere Partner (auch Hybride) an KMU-GmbHs beteiligt sind) sowie KMU-ähnliche Freiberufler-Unternehmen von Rechtsanwälten, Steuerberatern, Ärzten etc. mitrechnen – diese empfinden sich nachweislich als Mittelstand. Das ist politisch relevant!

Kocher: Klein- und Mittelbetriebe sind Erfolgsfaktor für Wirtschaftsstandort

Bericht „KMU im Fokus“ über die Situation und Entwicklung heimischer KMU liegt vor

Wien (BMDW) – „Der heute erschienene Bericht ‚KMU im Fokus 2021‘ bestätigt einmal mehr, dass kleine und mittlere Unternehmen (KMU) das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft sind. Gut ausgebildete Fachkräfte sind ein zentraler Wettbewerbsfaktor für unsere Unternehmen“, betont Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher anlässlich der Veröffentlichung des KMU Berichts.

Im Jahr 2021 gab es rund 358.600 KMU, die über zwei Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigten und rund 52.400 Lehrlinge ausbildeten. KMU erwirtschafteten einen Umsatz von rund 535 Milliarden Euro und eine Bruttowertschöpfung von rund 137 Milliarden Euro. Dies entspricht jeweils mehr als 60 Prozent der gesamten Umsätze und Bruttowertschöpfung der österreichischen Wirtschaft. Auf die fünf größten Branchen Handel, Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen, Beherbergung und Gastronomie, Bau sowie Herstellung von Waren entfallen rund drei Viertel der Unternehmen, Beschäftigten und Umsätze der KMU.

Corona-Krise und Fachkräftemangel

Nach massiven pandemiebedingten Einbrüchen im Jahr 2020 sind KMU 2021 wieder gewachsen. Ihre nominellen Umsätze und die Bruttowertschöpfung lagen 2021 bereits wieder über dem Niveau von 2019. Die Beschäftigung in den KMU ist um drei Prozent gestiegen, hat das Vorkrisenniveau im Jahresdurchschnitt 2021 jedoch noch nicht erreicht. Mit gezielten Corona-Unterstützungsmaßnahmen hat die Bundesregierung ein 42 Milliarden Euro schweres Maßnahmenpaket geschnürt, um betroffene Betriebe, Selbständige und Haushalte bestmöglich zu unterstützen.

„Der akute Fachkräftemangel, verstärkt durch die Corona-Krise und den wirtschaftlichen Aufschwung, ist zugleich die größte Hürde für die Geschäftstätigkeit und Innovationsfähigkeit der Betriebe. Sieben von zehn Betrieben in Österreich geben an, derzeit vom Fachkräftemangel betroffen zu sein. Daher wird aktuell und in Zukunft ein besonderes Augenmerk auf die Bekämpfung des Fachkräftemangels gelegt“, erklärt Arbeits- und Wirtschaftsminister Kocher.

Digi-Scheck stärkt Lehrlingsausbildung

Die Stärkung der Lehrlingsausbildung zählt hierbei zu den wichtigsten Lösungsansätzen der Betriebe, weshalb sie als attraktive Ausbildungsform weiter aufgewertet wird. Ziel ist es, noch mehr Jugendliche zu ermutigen, eine Lehrlingsausbildung erfolgreich abzuschließen. Durch die höhere berufliche Bildung wird Personen mit Lehrabschluss auch ein neuer Weg der Weiterbildung eröffnet. Zusätzlich ist es wesentlich, berufliche Kompetenzen in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder Klimaschutz durch den Digi-Scheck für Lehrlinge zu fördern.

Krise und Energieabhängigkeit

Die aktuelle Krise in der Ukraine hat neben den humanitären Auswirkungen auch gravierende Effekte auf Wirtschaft und Gesellschaft und zeigt verstärkt die Erforderlichkeit einer Energiewende auf. Die hohe Energieabhängigkeit Österreichs von Russland droht zu einem Wettbewerbsnachteil gerade für heimische KMU zu werden.

„In einem ersten Schritt müssen die Effekte steigender Energiepreise abgefedert werden. Langfristig gilt es, die Versorgungssicherheit zu erhöhen und Bezugsquellen zu diversifizieren. Deshalb hat die Bundesregierung ein Entlastungspaket auf den Weg gebracht, das Erleichterungen für jene KMU mit hohem Energieaufwand, die Senkung der Erdgasabgabe und Elektrizitätsabgabe sowie eine Investitionsoffensive in Windkraft und Photovoltaik-Projekte vorsieht“, so Wirtschaftsminister Kocher abschließend.

Weitere Informationen zum neuen Bericht „KMU im Fokus 2021“ finden Sie auf der Homepage des BMDW unter:

KMU im FOKUS 2021

27.06.2022

Rückfragehinweis:        

Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort
Presseabteilung Tel.: +43 1 711 00 805130
presseabteilung@bmdw.gv.at  https://www.bmdw.gv.at

Spontaner Kurz-Kommentar von Wolfgang Lusak und offener Brief an BM Dr. Martin Kocher

  1. Danke an Sie, das BMDW und die KMU-Forschung Austria für den sehr ordentlichen, übersichtlichen Bericht mit den vielen erhellenden Fakten und guten Grafiken
  2. Danke für den Titel „KMU im Fokus 2021“, weil er besonderes Augenmerk des Ministers und der Regierung für den Mittelstand signalisiert
  3. Wenn sie, sehr geehrter Herr BM Kocher schreiben – was alle ihre Vorgänger auch schon betont haben – nämlich dass die KMU „in Österreich die zentrale Säule unserer Wirtschaft“ sind, dann müssen wir fragen, wieso diese Erkenntnis seit Jahrzehnten nicht dazu geführt hat, die zentralen Benachteiligungen der KMU bzw. des unternehmerischen Mittelstands zu beseitigen, die da sind:
    1. Steuerungerechtigkeit gegenüber den großen Konzernen. Steuergerechtigkeit würde gleiche Besteuerung unabhängig von Rechtsform und Größe des Unternehmens bedeuten. Mit der geplanten aber noch nicht realisierten Einführung der Konzern-Mindeststeuer von 15% würden die Steuereinnahmen steigen und diese sollten zur Finanzierung der Lohnebenkosten und Entlastung der Einkommen verwendet werden.
    2. Unverhältnismäßige Belastung durch Bürokratie (Großunternehmen haben dafür eigene Abteilungen, bei KMU kostet es die Eigner/Geschäftsführer bis zu einem Viertel ihrer Arbeitszeit)
    3. Schlechterer Zugang zu Kapital. Ihnen ist sicher die schlechte Eigenkapitalsituation der Betriebe bekannt sowie die häufige Unmöglichkeit für notwendige Investitionen oder Innovationen Kredite oder Investoren zu finden
    4. Schlechter Zugang zu Personal, akuter Fachkräftemangel. Gott sei Danke haben sie dieses im Moment besonders große Problem aufgegriffen und Unterstützung versprochen („sieben von zehn Betrieben in Österreich geben an, derzeit vom Fachkräftemangel betroffen zu sein“)
  4. Bitte machen sie einen Blick in das von LdM initiierte und von ÖGV, HV, SdW und ÖHV mitgetragene „Mittelstands-Paket“, welches wir 2021 an Regierung und Opposition herangetragen haben (bisher leider – vielleicht auch den Turbulenzen geschuldet – mit zu wenig Resonanz), in den unsere Meinungsforschung unter KMU und in Bevölkerung zusammenfassenden Artikel „Wir brauchen die runde Gesellschaft“  und in die zusammengefassten „Mittelstandsbarometer-Umfragen 2020/21“ sowie die alle weiteren Daten und Fakten bringende Website von „Lobby der Mitte“
  5. Wir begrüßen daher sehr die 3 in ihrem Bericht „KMU im Fokus 2021″genannten Säulen ihrer KMU-Strategie: a) Kapazitätsaufbau und Unterstützung des Übergangs zu
    Nachhaltigkeit und Digitalisierung, b) Abbau regulatorischer Hürden und Verbesserung des
    Marktzugangs, c) Verbesserung des Zugangs zu Finanzierungsmöglichkeiten und wollen ihre diesbezüglichen Anstrengungen gerne unterstützen
  6. Bedenken sie bitte, dass der unternehmerische Mittelstand nicht nur 7% der Bevölkerung ausmacht, er beeinflusst und führte nachweislich in seinem Umfeld die Wähler-relevante „Wertegemeinschaft Mittelstand“ (rund ein Drittel der Bevölkerung bekennen sich zu ihr und den Werten Leistung, Eigentum, Nachhaltigkeit und Fairness) an. Wir wollen mit ihnen gemeinsam eine nicht nur angemessene sondern auch für uns alle notwendige „Mittelstands-Politik“ entfalten. Wir bitte um ein Gespräch.
    Wolfgang LusakLobby der Mitte
    1180 Wien, Schulgasse 18
    www.lobbydermitte.at   office@lusak.at
    Tel 01 / 315 45 36

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