Mittelschicht schrumpft in Deutschland – und Österreich

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Mittelschicht schrumpft in Deutschland – und Österreich

„Solche Studien wünschen wir uns in Österreich auch“ haben wir von Lobby der Mitte uns gedacht, wie wir diese hochaktuelle Presseaussendung (7.8.23) des deutschen IFO-Instituts plus angehängten Studienergebnisse gelesen haben. Weil wir annehmen dürfen, dass diese Ergebnisse sehr mit der österreichischen Situation übereinstimmen. Denn unsere langjährigen „Mittelstandsbarometer“-Umfragen deuten in die gleiche Richtung: Die europäische Wirtschaftspolitik neigt dazu, den unternehmerischen Mittelstand und die Mittelschicht gegenüber der Unterstützung für Großkapital und Konzerne zu vernachlässigen und zu dezimieren. So wie wir es schon in unseren Überlegungen zur „Schachfiguren-Gesellschaft“ zum Ausdruck gebracht haben.

Mittelschicht in Deutschland leicht geschrumpft

Die Mittelschicht in Deutschland ist in den letzten zehn Jahren leicht geschrumpft. Gehörten 2007 noch 65 Prozent der Bevölkerung der Mittelschicht an, waren es im Jahr 2019 nur noch 63 Prozent. Grund dafür ist, dass sowohl durch sozialen Aufstieg als auch Abstieg die Ränder der Mitte schrumpften.

Das zeigt eine Studie des ifo Instituts im Auftrag der Hanns-Seidel-Stiftung. „Obwohl der Rückgang seit 2007 relativ moderat erscheint, ist er im Vergleich mit den anderen europäischen Ländern beachtlich. Während Deutschlands Mittelschicht aufgrund ihrer Größe im Jahr 2007 noch auf Rang 9 und somit im oberen Drittel lag, ist sie im Jahr 2019 nur noch auf Platz 14 und somit im Mittelfeld“, sagt ifo-Forscher Florian Dorn.

Im europäischen Vergleich trägt die Mittelschicht in Deutschland mit die höchste Steuer- und Abgabenlast. „Mit einer Grenzbelastung von rund 50 Prozent des Bruttoeinkommens im deutschen Steuer- und Transfersystem bleibt Menschen mit mittlerem Einkommen vom nächsten hinzuverdienten Euro effektiv nur die Hälfte übrig. Mehrarbeit und mehr Leistung zahlen sich daher in der Mittelschicht netto nur sehr begrenzt aus“, sagt Andreas Peichl, Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen. Menschen mit mittleren Einkommen befänden sich am Rande ihrer Belastungsfähigkeit. Gleichzeitig zahle sich Mehrarbeit für Menschen mit niedrigem Einkommen im deutschen Steuer- und Transfersystem kaum aus.

Über 80 Prozent der Deutschen ordnen sich selbst der Mittelschicht zu. Tatsächlich gehörten im Jahr 2019 etwa 26,1 Millionen Haushalte in Deutschland statistisch der Mittelschicht an. Das entspricht mit 63 Prozent weniger als zwei Drittel aller Haushalte. Für die Berechnungen legen die Autoren die OECD-Definition zugrunde. Demnach gehört zur Mittelschicht, wer zwischen 75 und 200 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. Bei Alleinstehenden entspricht das im Jahr 2019 einem verfügbaren Nettoeinkommen (inklusive Transfers) zwischen 17.475 und 46.600 Euro. Bei Paaren ohne Kinder beträgt die Spanne zwischen 26.212 und 69.900 Euro. Paare mit zwei Kindern gehören statistisch der Mittelschicht an, wenn sie über ein Einkommen zwischen 36.698 und 97.860 Euro verfügen.

Dazu ergänzen wir hier noch den IFO-Institut-Aufsatz in der IFO-Zeitschrift:

Die Mittelschicht in Deutschland: Zugehörigkeit, Entwicklung und Steuerlast

Florian Dorn, David Gstrein, Florian Neumeier, Andreas Peichl
ifo Institut, München, 2023

Mehr als 80% der Deutschen fühlen sich selbst der Mittelschicht zugehörig. Legt man die Mittelschichtsdefinition der OECD auf Basis der verfügbaren Jahreseinkommen der Haushalte zugrunde, gehörten 2019 jedoch 63% der Haushalte in Deutschland zur Einkommensmittelschicht. Alleinstehende zählten 2019 bei einem zur Verfügung stehenden Einkommen von 17 475 Euro bis 46 600 Euro zur Mittelschicht, Paare ohne Kinder bei einem Haushaltseinkommen von 26 212 Euro bis 69 900 Euro und Familien mit zwei Kindern mit Einkommen zwischen 36 698 Euro und 97 860 Euro. Der Anteil der Haushalte in der Mittelschicht ist in den vergangenen Jahren an beiden Rändern durch sozialen Aufstieg und Abstieg leicht geschrumpft. Im Jahr 2019 gehörten 8% der Haushalte statistisch zur Schicht mit hohen Einkommen, 29% zu den niedrigen Ein kommen. Unter den »reichsten« Top 0,5% beim jährlichen verfügbaren Einkommen befinden sich Haushalte mit äquivalenz-gewichtetem verfügbaren Haushaltseinkommen (eines Singles) im Jahr 2019 bei mehr als 110 400 Euro. Ab der Mittelschicht werden die Haushalte im Steuer- und Transfersystem netto mit Steuern und Abgaben belastet. Haushalte unterhalb der Mittelschicht sind überwiegend Nettotransferempfänger, das heißt, Steuern und gesetzliche Sozialabgaben leisten. Da mehr Leistung aufgrund des progressiven Einkommensteuertarifs und der einkommensabhängigen gesetzlichen Sozialabgaben zunehmend belastet wird, bleibt bei den mittleren Einkommen vom nächsten hinzuverdienten Euro effektiv nur die Hälfte übrig. Auch für niedrige Einkommen sind die Anreize zu mehr Arbeit und Leistung gering, insbesondere beim Übergang zur unteren Mittelschicht bleibt zunächst wenig vom Hinzuverdienst übrig.‘

 

GRATULATION & DANKE AN DAS IFO-INSTITUT!

 

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