Kürzlich konnte ich gemeinsam mit Univ.Prof.Dr. Helmut Detter bei einem Pressegespräch des WIFI Österreich in der WKÖ dabei sein. Es wurden zum Thema KI-Ausbildung eine Reihe sehr interessanter IMAS-WIFI-„Weiterbildungsbarometer 25-Umfrage“-Ergebnisse, viele ambitionierte Vorhaben des WIFI sowie ein flammender Appell an die Wirtschaft präsentiert. Dank an Mag. Markus Raml (Kurator WIFI Österreich), Mag. Tatjana Baborek (Institutsleiterin WIFI Österreich), Mag. Melina Schneider (Abteilungsleiterin Bildungspolitik, WKÖ) (Fotocredit: Wirtschaftskammer Österreich/APA-Fotoservice/Ludwig Schedl).
Wir bringen hier zuerst die WIFI/WKÖ-Presseaussendung und darunter Fragen, die ich an die Vortragenden gestellt habe sowie Antworten, die ich erhalten habe.
KI-Ausbildung ist der Schlüssel für Österreichs Wettbewerbsfähigkeit
WIFI/WKÖ-Presseaussendung:
Wien (OTS)
Zusätzliche Anstrengungen bei KI-Weiterbildung ratsam – generell hohe Zufriedenheit auf beiden Seiten – Appell an die Wirtschaft, Aus- und Weiterbildung strategisch zu nutzen
Das WIFI-Weiterbildungsbarometer 2025 zeigt: Aus- und Weiterbildung bleibt ein zentraler Erfolgsfaktor für Österreichs Unternehmen – und Künstliche Intelligenz (KI) ist dabei ein entscheidendes Thema. Rund jede/r zweite Unternehmer:in hält die KI in der Weiterbildung in den kommenden 4-5 Jahren für wichtig. Dabei sollten vor allem die Grundlagen und die Anwendung der KI im eigenen Fachbereich im Zentrum stehen. Bei diesem Ansinnen finden Unternehmen bei ihren Mitarbeitenden überzeugte Verbündete. 68 % der Erwerbstätigen sind der Meinung, dass der Einsatz von KI als Tool in ihrem Unternehmen in den kommenden 4 bis 5 Jahren sehr oder eher wichtig werden wird.
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Die grundlegende Basis für kontinuierliche Weiterbildung ist vorhanden: So halten 85 % eine Aus- oder Weiterbildung der eigenen Mitarbeitenden für zentral. Dieser Wert ist seit 2020 konstant hoch. Ein Viertel der Unternehmen (25 %) plant heuer, mehr in Weiterbildung zu investieren als in den vergangenen Jahren. Die wichtigsten Treiber sind technologische Neuerungen (23 %), die Steigerung der Qualifizierung der Mitarbeitenden (20 %) sowie personelle Veränderungen, etwa Personalbedarf durch Pensionierungen oder Fluktuation (16 %). Auf Seite jener Arbeitnehmer:innen, die bereits eine Weiterbildung absolviert haben, dominierten bei der Motivation die Themenvertiefung (48 % „voll und ganz“), die Nützlichkeit der vergangenen Weiterbildungen (45 %) und attraktive Unternehmensangebote (39 %). Die Bereitschaft, sich weiterzubilden, ist hoch – und sie trifft auf ein Umfeld, das diese Entwicklung unterstützt.
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Die Studienergebnisse zeigen eine bemerkenswert hohe Zufriedenheit mit dem eigenen Wissensstand (87 % „sehr zufrieden“ und „einigermaßen zufrieden“) und mit den im beruflichen Umfeld vorhandenen Kompetenzen (77 %). Sowohl Unternehmen als auch Mitarbeitende bescheinigen den bisherigen Weiterbildungsstrategien der letzten Jahre eine positive Wirkung. So sind 88 % der erwerbstätigen Teilnehmer:innen an Weiterbildungen mit dem gewählten Format zufrieden – ein stabil hoher Wert. Diese Zufriedenheit ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um die Bereitschaft zur Weiterbildung langfristig zu sichern. „Die hohe Zufriedenheit auf beiden Seiten zeigt: Weiterbildung wirkt – und sie ist der Motor für Innovation und Wachstum. Wir müssen jetzt vor allem die Potenziale weiter heben und Hemmnissen entgegenwirken“, unterstreicht Raml.
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50 % der Erwerbstätigen messen lebensbegleitendem Lernen sehr große Bedeutung bei – aber nur 25 % konnten dieses Ziel in den vergangenen drei Jahren stark umsetzen. Als größte Hemmnisse nennen die befragten Erwerbstätigen, die lebensbegleitendes Lernen kaum bzw. nicht umgesetzt haben, dass sie sich zu alt bzw. zu jung dafür fühlen sowie Zeitmangel. Auch die Kosten werden als Hemmnis genannt, jedoch übernehmen laut den Befragten die Unternehmen im Schnitt 58 % der Weiterbildungskosten, nur rund ein Drittel wird von den Mitarbeitenden selbst getragen; staatliche Förderungen ergänzen den Rest. Auch beim zeitlichen Aufwand zeigt die Studie ein interessantes Ergebnis: Der Trend zu „Blended Learning“, also einer zeitschonenden Mischung aus Online- und Präsenzformaten, ist inzwischen fest etabliert und ermöglicht flexiblere Lernwege.
Appell: Weiterbildung als Standortstrategie
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Das WIFI Österreich fordert, Aus- und Weiterbildung – insbesondere im Bereich KI – als strategisches Instrument der Standortpolitik zu verstehen. „Ein staatlich gefördertes individuelles Bildungskonto könnte den Zugang erleichtern und Eigenverantwortung begünstigen. Die klare Zustimmung von Unternehmen und Mitarbeitende dazu zeigt: Der Wille ist da – jetzt müssen wir handeln“, so Tatjana Baborek, Institutsleiterin WIFI Österreich. Und führt weiter aus: „Das WIFI ist ein verlässlicher Partner für praxisnahe berufliche Aus- und Weiterbildung in Österreich. Seit knapp 80 Jahren sind wir ein Weiterbildungskompass und begleiten mit einem breiten Spektrum an Kursen und Trainings Menschen und Unternehmen dabei, ihre Kompetenzen gezielt auszubauen und sich optimal auf die Anforderungen der modernen Arbeitswelt vorzubereiten. Daher begrüße ich staatliche Anreize, die Weiterbildung fördern.“
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„Weiterbildung ist eine Investition in die Zukunft der Mitarbeitenden, der Unternehmen sowie letzten Endes des Wirtschaftsstandorts Österreich“, sagt Melina Schneider, Leiterin der Abteilung Bildungspolitik in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Damit Österreich im internationalen Wettbewerb vorne bleibt, braucht es somit entschlossene Schritte: Unternehmen müssen die Chancen neuer Technologien wie KI aktiv nutzen. Mitarbeitende brauchen die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten laufend zu erweitern, und Politik sowie Bildungsinstitutionen müssen die passenden Rahmenbedingungen dafür schaffen. „Die Technologiezyklen werden immer kürzer. Zugleich steigt der Qualifizierungsbedarf weiterhin an: Bis 2040 werden uns in Österreich mehr als 200.000 Fachkräfte fehlen. Deshalb sind Initiativen wie die Höhere Berufliche Bildung so wichtig“, betont Schneider. Damit werden attraktive Möglichkeiten zur Höherqualifizierung geschaffen – zielgerichtet dort, wo dringender Bedarf besteht, mit formell anerkannten Abschlüssen, speziell für Berufspraktiker entwickelt. (PWK339/HSP).
Die Präsentation. finden Sie hier. Grafik finden Sie hier.
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Fragen, Antworten & Diskussion nach der Präsentation
WL: „Erfreulicherweise haben rund die Hälfte der befragten Unternehmen den Wert und Nutzen der KI für sie/sich erkannt. Die Umfrage macht die KI-Chancen der österreichischen Betriebe transparent. Ich möchte nun die Frage nach dem Gesamtwert der KI für die Österreichische Wirtschaft stellen: 1. Die großen KI-Innovatoren, die Datenkonzerne und die KI-Detailleistungen erbringenden Global-Unternehmen in USA, China, etc. schöpfen den „Gewinn-Rahm“ ab. 2. Es ist bekannt, dass diese Giganten auch Steuervorteile für sich herausholen, sonst wäre wohl nicht versucht worden, eine Konzern-Mindeststeuer und/oder eine Digitalsteuer in der EU einzuführen, was aber bis dato nur sehr beschränkt umgesetzt wurde. Außerdem stehen Versuche der EU z.B. Google/Alphabet mit Strafen für monopolistische Dominanz und nicht versteuerte Werbeeinnahmen zu bestrafen, auf schwachen Beinen, da u.a. Trump bereits Gegenmaßnahmen angedroht hat. 3. Sehr viele der darunter angesiedelten größeren KI-Beratungs-, KI-Implementierungs- und -KI-Service-Unternehmen haben auch eine starke Position und holen sich auch große Anteile am Gewinn aus KI. Frage: Können unsere österreichischen KI-Berater und vor allem die KI-Anwender-Unternehmen da überhaupt mithalten? Welche Chancen haben sie, nicht nur einfach so wie der Rest der Welt im vorgegebenen KI-System mitmachen/mithalten zu müssen, sondern auch eine Marktgeltung, vielleicht sogar einen Vorsprung zu erreichen, die die Kosten für KI wieder hereinspielt bzw. rechtfertigt? Wie kommen wir aus den Abhängigkeiten heraus?“
Antwort der WIFI-Experten: „Es ist klar: Den großen Technologie-Vorsprung der KI-Erfinder werden wir nicht mehr aufholen können. Aber wir können es anstreben, die besten Nutzer, vielleicht sogar Nr.1-Nutzer in Europa zu werden und dadurch auch zu zusätzlichem Einkommen und Wachstum zu gelangen. Das kann sowas wie ein KI 02 oder ein KI-Next-Level sein. Dazu müssen wir unsere „KI-Köpfe“ fordern und fördern, KI-Startups mit Zusatznutzen entwickeln und KI-Koops eingehen. Dann kann man die Dominanz der „Großen KI-Unternehmen“ mildern und auch ein KI-Anwendungs-Outsourcing in Länder wie Indien verhindern. Wir müssen „Out of the Box“ denken und agieren, um nicht nur den Anschluss zu wahren, sondern auch regionale oder thematische Vorsprünge und Alleinstellungen zu schaffen. Um KI-Leader in Österreich, Umgebung und DACH zu werden. Weiterbildung ist eine Investition in die Zukunft, Anreize für Weiterbildung und Höherqualifizierung der Weg dorthin.“
WL: „Danke für die Einladung zum Gespräch, die fachlich tiefgehende und offene Diskussion sowie die verständlichen Erklärungen und Ziele.
Bericht: Wolfgang Lusak
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