Dieser gut recherchierte Kommentar zum Thema Migration und Integration in Österreich, ein „Economist Insider Newsletter“ vom 11.12.25 von Jeannine Hierländer aus DIE PRESSE bringt einen guten Ein- und Durchblick in der Welt der Clans, die in den letzten Jahrzehnten durch Zuwanderung auch vor Österreich nicht halt gemacht haben. Unter den vielen Zitaten dieses Textes lässt eines, das von der Autorin und ehemaligen Politikerin Ayaan Hirsi Ali aus Somalia, besonders aufhorchen: „„… in von Multikulturalismus geprägten Gesellschaften kommt … Integration nie zustande.“
Wenn der Clan über dem Staat steht
Voriges Wochenende machte ich einen Ausflug in eine alte Welt, ins vorweihnachtliche Prag. Keine verschleierten Frauen auf der Straße. Keine Gruppen junger Männer aus dem Nahen Osten, die ihre Dominanz zur Schau stellen. Weihnachtsmärkte, die ohne polizeiliches Großaufgebot auskommen und auch ohne das subtile Unwohlsein, das einen in Wien und anderen europäischen Großstädten im öffentlichen Raum längst beschleicht. Vielleicht liegt es daran, dass in Tschechien laut Schätzungen (aus 2018, aktuellere Zahlen sind schwer zu finden) nur 0,2 Prozent der Bevölkerung muslimisch sind. In Österreich waren laut Volkszählung 2021 acht Prozent der Bevölkerung dem Islam zugehörig, in Wien 14,8 Prozent.
Viele Menschen sehnen sich nach dieser alten Welt zurück. Viele würden unterschreiben, was US-Präsident Trump in der viel gescholtenen neuen US-Sicherheitsstrategie Europa ausrichtete: „We want Europe to remain European, to regain its civilisational self-confidence […].“
Der Schaden für die Steuerzahler geht in die Milliarden
Mit der massenhaften Zuwanderung aus islamisch geprägten Clan-Gesellschaften nach Europa kommt nicht nur „das Mittelalter zurück“, wie der aufklärerische Autor Hamed Abdel-Samad schon vor vielen Jahren warnte (dass sich Abdel-Samad später in der Israel-Frage verrannte, macht diese Feststellung nicht weniger wahr). Diese Zuwanderung bringt auch eine Mentalität mit, die gewachsene staatliche Strukturen hart auf die Probe stellt.
Das zeigt ein aktueller Fall von schwerem Betrug, ausgerechnet im einst idyllischen US-Bundesstaat Minnesota. Dutzende Menschen wurden angeklagt, weil sie mutmaßlich hunderte Millionen Dollar aus einem Regierungsprogramm abgezweigt hatten, mit dem Kinder während der Coronapandemie mit Essen versorgt werden sollten. Offenbar wurden zahlreiche Firmen gegründet, die staatlichen Stellen Sozialleistungen verrechneten, ohne, dass diese Leistungen je erbracht wurden. Das Geld soll stattdessen in Luxusautos, Häuser und sogar Immobilienprojekte im Ausland geflossen sein, berichtet die New York Times. Der Schaden für die Steuerzahler geht in die Milliarden.
„Den korrupten Staat bestehlen“
Bis auf acht von 86 Menschen, die in der Causa angeklagt sind, sind alle somalischer Herkunft. Rund 84.000 Menschen mit somalischem Hintergrund leben in Minneapolis, es ist die größte somalische Community in den USA. Viele somalische Flüchtlinge, die nach dem Bürgerkrieg in die USA kamen, seien in einer Kultur aufgewachsen, in der es weit verbreitet gewesen sei, den „dysfunktionalen und korrupten Staat zu bestehlen“, zitiert die NYT den selbst somalischstämmigen US-Universitätsprofessor Ahmed Samatar.
Den Clan über das Land zu stellen, werde Amerika zerstören, warnt die somalischstämmige Autorin und ehemalige Politikerin Ayaan Hirsi Ali. Der Betrugsfall von Minnesota zeige, dass nur „volle Assimilation“ die „sektiererischen Tendenzen“ mancher Einwanderer verändern kann, schreibt Hirsi Ali im Onlinemedium „The Free Press.“. Und sie schreibt das als eine, die weiß, wovon sie spricht: Schließlich floh Hirsi Ali selbst vor der gewalttätigen Clangesellschaft in Somalia in den freien Westen, zuerst in die Niederlande. Heute lebt sie mit ihrem Ehemann, dem Historiker Niall Ferguson, in Kalifornien.
„Doch in von Multikulturalismus geprägten Gesellschaften kommt diese Integration nie zustande“
Minnesota, Schweden, Großbritannien und Kanada wirft Hirsi Ali vor, Mitgefühl mit Resignation zu verwechseln. Weil sie davon ausgingen, dass sich Geflüchtete in das bürgerliche Leben integrieren, wenn man ihnen Sicherheit, Wohnraum, Sozialleistungen und Jobchancen biete: „Doch in von Multikulturalismus geprägten Gesellschaften kommt diese Integration nie zustande. Neuankömmlinge fallen auf das einzige soziale Modell zurück, dem sie wirklich vertrauen: Familie, Clan, der innere Zirkel. Der Staat wird zu einer fernen Größe, die man melkt.“ Übrigens bekommen somalische Frauen in Österreich durchschnittlich vier Kinder (Ausländerinnen insgesamt: 1,75 Kinder).
Es wäre dumm, alle Menschen in einen Topf zu werfen, nur weil sie aus dem gleichen Land kommen. Gleichzeitig ist es kurzsichtig, anzunehmen, dass all jene, die aus anderen Kulturen in den Westen einwandern, über Nacht unsere Strukturen verinnerlichen, unsere Werte übernehmen und sich nahtlos einfügen, mit allen Rechten und Pflichten.
“ … dass die Ehre der Familie verteidigt werden müsse, notfalls mit Gewalt“
In Österreich lebten zu Jahresbeginn 2023 laut Daten des Österreichischen Integrationsfonds 9651 somalische Staatsbürger, bzw. 7899 Menschen, die in Somalia geboren wurden. Die Integration lässt mit einer Arbeitslosenquote von 25 Prozent zu wünschen übrig (Ausländer insgesamt: 9,1 Prozent). Zwei Drittel der in einer Studie von Peter Filzmaier befragten Somali in Österreich wünschen sich eine Partei, die sich nur für den Islam einsetzt. Über die Hälfte findet, dass Religion in der Politik eine größere Rolle spielen, bzw. ein religiöser Gelehrter an der Staatsspitze stehen sollte. 87 Prozent finden, dass es verboten sein sollte, sich öffentlich über den Islam lustig zu machen. 38 Prozent wollen keine jüdischen Nachbarn. Außerdem ist fast die Hälfte der Auffassung, dass die Ehre der Familie verteidigt werden müsse, notfalls mit Gewalt.
Assimilation, wie Hirsi Ali sie fordert, haben wir jedenfalls nicht zu oft verlangt.
Jeannine Hierländer
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