80% fühlen sich von der Politik „nicht gehört“

Die Ergebnisse der neuen STATISTIK-Austria-Umfrage „SO GEHT’S UNS HEUTE“ (über die politische Teilhabe) im 2. Quartal 2025 zeigen eine unfassbar große (vermutlich noch nie so große) Unzufriedenheit der österreichischen Bevölkerung mit der Politik auf. Wolfgang Lusak kommentiert nach Rücksprache mit anderen Mitwirkenden der Lobby der Mitte diese Ergebnisse

80% fühlen sich von der Politik „nicht gehört“, 60% fürchten Verschlechterung der
Wirtschaftslage!

Alle drei Monate erhebt die Statistik Austria in der Befragung „So geht’s uns heute“ die Meinung der Bevölkerung über die sozialen Lage in Österreich. Jetzt (Erhebung 2. Quartal 25) ging es um die politische Teilhabe. Die am Mittwoch veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass sich ein Fünftel der Menschen sehr stark für Politik interessiert und nahezu die Hälfte zumindest ein gewisses Interesse bekundete. Knapp 80% der Befragten gaben an, sich politisch nicht gehört zu fühlen (siehe die hier darunter befindliche Grafik). Noch dazu glauben 60%, dass sich die Wirtschaftslage in Österreich verschlechtern wird.

Ich denke, da darf man jetzt nicht mehr davon sprechen, dass die Leute halt nicht verstehen, was los ist. Sie lassen sich nicht nur von der generellen Berichterstattung über die globalen Probleme dazu verleiten, an der politischen Arbeit im Land zu zweifeln. Sie glauben einfach nicht mehr den Volksvertretern und Regierenden, dass „die Richtung stimmt“. Diese Umfrageergebnisse sind und bleiben eine klare Misstrauenserklärung der Menschen an die Politik und an alle Parteien.

Und die Menschen, das ist in diesem Fall eben eine Mehrheit von 80%. Und ein wesentlicher Teil dieser Mehrheit ist die Mitte, der unternehmerische Mittelstand und die angestellte Mittelschicht. Dieser Mitte fühlen sich als „Wertegemeinschaft der Werte Leistung, Eigentum, Nachhaltigkeit und Fairness“ laut Mittelstandsbarometer über ein Drittel der Bevölkerung zugehörig. Diese für die Politik unerfreuliche Meinungsäußerung hat sich in den von Lusak beauftragten, seit 2008 laufenden, repräsentativen (n=1000) „Mittelstandsbarometer“-Umfragen schon längst angekündigt. Hier nochmals die wichtigsten Umfrage-Ergebnisse der 10.Welle des Mittelstandsbarometers 2024:

  • Bevölkerung schätzt Konzerne, Politik und Finanzwirtschaft als bis zu 18 Mal einflussreicher und durchsetzungsstärker als den Mittelstand ein. Nur 4% meinen, dass die Wertegemeinschaft Mittelstand (also unternehmerischer Mittelstand & angestellte Mittelschicht) vom Lobbying profitiert, aber 66% Politik und gar 76% Konzerne. Was für eine Schieflage in der Macht- und Einflussverteilung! Die Mitte fühlt sich überwältigt und ausgeliefert. 
  • 36% bekennen sich jedoch zur Wertegemeinschaft Mittelstand und 90% halten Mittelstand für wichtig, ein „all time high“. Mittelstand ist auch klare Nr.1 als „Österreich-Voranbringer“. Die Menschen empfinden ihre Ohnmacht als schwere Enttäuschung
  • Auf die Frage, wer denn eine Mittelstandspartei sei, meinen die Befragten: 19% die SPÖ und je 17% die ÖVP und die FPÖ. Nicht mehr ÖVP, sondern SPÖ ist Mittelstandspartei Nr.1, FPÖ mit ÖVP  gleichauf knapp dahinter
  • 34% sehen in KEINER der NR-Parteien eine Mitte-Partei . Was für ein weitgehend nicht erreichtes, sich nicht angesprochen und vertreten fühlendes Wählerpotential!
  • Weitere Umfrageergebnisse: Österreicher und Österreicherinnen wollen weniger staatliche Lenkung, mehr Wertschätzung für Leistung, mehr Transparenz in der Steuer-Verwendung.

Was die Mitte, also unternehmerischer Mittelstand wie angestellte Mittelschicht von der Politik erwarten ist:

  1. Steuergerechtigkeit für die KMU ggü. den steuerlich privilegierten Konzernen und Steuergerechtigkeit für die angestellte Mittelschicht, die sich als Großteils Vollzeit-Arbeitskräfte ggü. den steuerlich begünstigten Teilzeit/Kurzzeitarbeitskräften benachteiligt sehen. Beide wollen weniger Steuern und die Vermeidung überdimensionierter Sozialausgaben,
  2. Massive Reduktion der alle und besonders die Mitte schwer belastenden Bürokratie
  3. Besseren Zugang zu Kapital – die bisherigen Maßnahmen haben nicht gereicht
  4. Besseren Zugang zu Personal für KMU und zu Jobs in der Privatwirtschaft für Arbeitsuchende
  5. Endlich Strukturreformen und Einsparungen in den Bereichen Föderalismus, Beamtenapparat, Bildung, Förderungen sowie Maßnahmen zur Beendung unsrer internationalen Wettbewerbs-Rückstände, weiters Unterstützung für Innovation, Kreativität, Regionalisierung, Nachhaltigkeit und faire Wettbewerbsbedingungen
  6. Schutz vor Manipulation und Ausbeutung durch Digitalisierung & KI zugunsten von multinationalen Monopol-Konzernen. Mehr Schutz vor Cyber-Kriminalität, Phishing, Fake News und Datenklau. Schutz vor Zugriff auf „geistiges Eigentum“.

Ich meine, die heute bei uns leider existierende „Schachfiguren-Gesellschaft“ hat mit einer schon fast plutokratischen Führung die europäische Demokratie ausgehöhlt und untergraben. Wir brauchen eine neue „Runde Gesellschaft der Mitte“, in der die Mehrheit und die Mitte ihren Anteilen gemäß repräsentiert sein sollte. Ich möchte auf meine  5-Punkte-Programmvision für die neue „Runde Gesellschaft der Mitte“ verweisen. Sie ist noch ein Ansatz, muss noch weiterentwickelt werden. Aber dort müssen wir ansetzen, wenn wir unsere Demokratie und Gesellschaft wieder so stärken wollen, dass Europa für die Angriffe und Übernahme-Kaufgebote der Investoren aus autoritären Staaten wie China, USA, Ölländer etc. gewappnet ist.

Wolfgang Lusak

P.S.: Eines darf ich noch ergänzen: Aus welchem Grund auch immer diese Umfrage von STATISTIK Austria/Sozialministerium durchgeführt und veröffentlicht wurde, es ist ein gutes Zeichen von Demokratie, dass es diese Umfrage gibt. Respekt!

Mag. Wolfgang Lusak ist Unternehmensberater und Obmann der unabhängigen „Lobby der Mitte“. Kürzlich veröffentlichte er seine Erzählung „Mein Herz schlägt in der Mitte“, in der er ein Fünf-Punkte-Programm für die „Gesellschaft der Mitte“ vorlegt.

Schulgasse 18, 1180 Wien,  office@lusak.at, Tel 01 315 45 36, www.lobbydermitte.at  www.lusak.at